Und weiter geht es mit dem dritten Teil der Pferdewirbelsäule hier in grün und gelb dargestellt.
Ich hoffe, ihr habt davor schon die beiden anderen Teile zur HWS und BWS gelesen, da die ja ineinander übergehen.
Die grünen Bereiche sind die Lendenwirbelsäule.
Sie besteht aus sechs Lendenwirbeln die sich nahtlos an die Brustwirbel anschliessen.
Den Übergang von der BWS zur LWS sieht man praktisch nicht.
Ihr findet ihn, wenn ihr die letzte Rippe vom Pferd erfühlt und dieser im Verlauf nach oben hin folgt. Da ist dann der Übergang von der Brust zur Lendenwirbelsäule.
Warum muss man das wissen?
Der wichtigste Grund, warum man diesen Übergang kennen und finden sollte, ist die Passform des Sattels.
Dieser sollte mit seiner Auflagefläche nämlich auf gar keinen Fall über die BWS hinausgehen, da die LWS ja ganz anders konzipiert ist. Nicht nur bei Ponys ist das wichtig, sondern auch bei Großpferden. Nur, weil es so aussieht, als ob das passen könnte, sollte es immer kontrolliert werden.
Dieses Bild zeigt ein Beispiel wie in der Thermografie die Sattelpassform dargestellt wird.
Auf den Wärmebildern sieht man deutlich, wenn die Wärme über den abgeklebten Bereich hinausgeht.
Besonders wichtig ist dieses Verfahren, wenn man das Gefühl hat, dass der Sattel, der vielleicht im Stand optimal liegt, in der Bewegung nach vorne oder hinten rutscht.
Jetzt aber zurück zur LWS
Auch, wenn dieses Skelett eines Pferdes nicht ganz so gut zusammengebaut ist, so kann man mit ein bisschen Phantasie doch den Unterschied zwischen BWS und LWS erkennen. Stellt euch einfach vor, dass diese “Flügel” die die LWS hat alle gleichmäßig und nicht so nach oben stehen.
Die Flügel sind aber der wichtige Unterschied.
Die LWS hat nämlich keine Rippen mehr, die seitlich ansetzen, sondern eben diese langen Querfortsätze.
Diese liegen wie ein Dach über den Organen, sind aber wie man sieht nicht zum Tragen von Lasten geeignet.
Sie dienen als Ansatzstelle von Muskulatur und nicht als Tragfläche.
Die LWS ist deshalb beim Pferd auch ein sehr sensibler Bereich, denn sie bildet praktisch die Verbindung zur Hinterhand und damit dem Motor des Pferdes. Über das Becken und die LWS wird die Schubkraft der Hinterhand nach vorne gebracht. Im Reitunterricht heißt das dann, “das Pferd geht durch den Körper”.
Ein Übergang, den wir sehr gut sehen können ist der Übergang zwischen LWS und Kreuzbein. Bei den meisten Pferden sieht und spürt man hier eine Delle.
Diese entsteht dadurch, dass die Dornfortsätze wieder ihre Richtung wechseln. Die der LWS waren noch nach vorne geneigt, das Kreuzbein neigt sich nach hinten. Das nennt man das Lumbosakralgelenk und hier entsteht die Beweglichkeit, die man z.B. in der Versammlung, dem Absprung oder einem Sliding-stop braucht.
Ich glaube das Bild ( ihr stellt euch das alles wieder gerade vor) zeigt den Übergang zwischen LWS und Kreuzbein ganz gut.
Was man auch sieht, ist, dass sich hier die Wirbelsäule mit der Hinterhand verbindet, nämlich über das Becken.
Dieser sehr massive Knochen, der rechts und links der Wirbelsäule wie ein Dach darüber steht ist ein Teil des Beckenrings.
In dieser Verbindung findet ihr dann auch das Iliosakralgelenk zu Deutsch Kreuz-Darmbeingelenk, das hat bestimmt jeder schonmal gehört.
Von oben gesehen sieht das Ganze dann so aus.
Was man aber ganz gut erkennen kann, ist, dass das Ganze hier ein sehr komplexer Bereich ist.
Einerseits gibt es hier den Übergang von der Lendenwirbeln in die Kreuzwirbel, darüber steht das Dach, die Darmbeinhöcker und untendrin sitzt das Kreuz-Darmbein-Gelenk, das so tief sitzt, dass man es von aussen gar nicht fühlen kann.
Was man fühlt und sieht ( eben die Delle) ist nämlich Lumbo-Sakralgelenk. Kompliziert? Macht nichts, dafür habt ihr ja den Physio 😉
Noch kurz zum Kreuz-Darmbein-Gelenk, weil man das so oft hört.
Also, das Kreuz-Darmbeingelenk verbindet das Kreuzbein mit dem Becken und stellt somit die knöcherne Verbindung zwischen Hinterhand und Rumpf dar. ( die es ja z.b. vorne durch das fehlende Schlüsselbein nicht gibt )
Die Gelenkfläche ist nicht rund, wie man es bei vielen anderen Gelenken hat, sondern relativ flach.
Das Gelenk ist dadurch sehr wenig beweglich und wird zudem noch durch straffe Bändere fixiert und stabilisiert. Nichtsdestotrotz muss die geringe Beweglichkeit, die das Gelenk hat gegeben sein und wird deshalb immer vom Physio oder Osteo kontrolliert und ggf. korrigiert.
Denn, wenn das Gelenk blockiert ist, gibt es zahlreiche Auswirkungen, die den kompletten Körper und Bewegungsablauf betreffen.
Auf dem oberen Bild könnt ihr ganz gut sehen, wie das Darmbein dachförmig über dem Kreuzbein liegt.
Das alles funktioniert aber nur in einer Einheit miteinander, wenn alle Gelenke beweglich sind.
Wenn das Pferd läuft bewegt sich sowohl die Wirbelsäule, als auch das Becken. Wenn ihr eurem Pferd von hinten beim Laufen zuschaut, seht ihr die Bewegung gut.
Die Gelenke ( Kreuz-Darmbeingelenk und Lumbosakralgelenk) müssen diese Bewegungen unbedingt zulassen, da es sonst zu weiteren Blockaden kommt.
Auch in diesem Bereich treten natürlich Nerven aus, wie zum Beispiel der Ischiasnerv, der bei einer Gelenkblockade komprimiert werden kann und das wird dann sehr schmerzhaft für das Pferd.
Ihr seht also, das Becken des Pferdes ist ein sehr komplexer Bereich, dem man unbedingt Beachtung schenken muss.
Zudem setzen hier unheimlich viele wichtige Muskeln an. Auch diesen Muskeln müssen wir große Aufmerksamkeit schenken. Den eins ist klar, wenn diese Muskelpakete verspannt sind, dann bewegt sich auch kein Gelenk mehr. Ein Gelenk, das aufgrund zu hoher Muskelspannung keine Bewegung mehr hat, nennt man “blockiertes Gelenk”. Das erklärt, dass man in der Physio nicht einfach ein Gelenk “einrenken” kann, sondern immer, und vor allem in so einem Bereich, wo man sehr viel Muskulatur hat, erstmal die Muskeln lockern muss, bevor man überhaupt an ein Gelenk rankommt und eine Manipulatiuon oder Mobilisation auch dauerhaft wirksam sein kann.
Uff, das waren jetzt irgendwie schon wieder viele Worte zu einem kleinen aber wichtigen Bereich, der zugegebenermaßen etwas kompliziert ist. Deshalb ist es zwar wichtig für euch, Probleme in diesem Bereich erkennen zu können, lösen kann sie aber tatsächlich nur ein Fachmann. Durch die vielen Zusammenhänge ist auch klar, dass man hier genau wissen muss, was man tut, um keinen Schaden zu verursachen.
Jetzt lasst ihr das Ganze erstmal wirken, schaut euch das mal am Pferd an und ich setze mich inzwischen hin und bereite den letzten Abschnitt Kreuz,- und Schweifwirbel vor. Ich verspreche euch, der letzte Beitrag aus der Reihe wird wieder einfacher zu lesen.
5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Vielen Dank, das hast Du ganz toll erklärt und anhand der Wirbelsäule auch super gezeigt. Sehr hilfreich! Jetzt weiß ich wenigstens, wovon die Tierärztin und die Physiotherapeutin redet.
Sehr gerne und es freut mich, wenn es geholfen hat
Vielen Dank für die tolle Zusammenfassung und danke für deine Mühe!
Sehr gerne und danke für den netten Kommentar
Vielen Dank für die sehr gute und auch für den Laien verständliche Beschreibung – das kann nicht jeder !