Auf geht`s in den letzten Teil der Pferdewirbelsäule
Das Kreuzbein hatten wir ja schon im Großen und Ganzen im dritten Teil besprochen.
Trotzdem gibt es noch einige Punkte dazu zu sagen.
Wie wir schon wissen, besteht das Kreuzbein aus 5 miteinander verwachsenen Wirbeln, die aber nicht von Geburt an stabil verwachsen sind, sondern mit der Zeit verknöchern.
Bei den Wirbelkörpern, die nach vorne Richtung Pferdkopfgerichtet waren, gab es zwischen den einzelnen Wirbeln Nervenaustrittslöcher, die für die Versorgung von Organen, Muskeln, usw wichtig waren.
Im verwachsenen Kreuzbein geht das ja nicht, da die Wirbel ja untereinander nicht beweglich sind. Aber das könnt ihr ganz gut auf dem Bild sehen, dass das hier anders ist.
Was mir nun aber für den Bereich des Kreuzbeins sehr wichtig ist ( da schlägt mein Jungpferdeausbilderherz), ist, dass man weiss, dass sich die Wachstumsfugen, die es im Bereich dieses Knochens gibt, erst mit ca. 5 Jahren schließen.
Wachstumsfugen gibt es natürlich überall, sonst könnte sich ja nichts verändern, aber mir sind gerade die im Kreuzbein bereich sehr wichtig und sie sind der Grund, warum ich nicht verstehen kann, warum man einem jungem Pferd unbedingt mit seinem ganzen Gewicht im Kreuz sitzen muss.
Denkt immer dran, wenn ihr ein junges Pferd reitet, das ist alles noch nicht verknöchert und stabil. Vielleicht hilft euch das dabei einen vierjährigen einfach mal etwas mehr leichtzutraben und das dauerhafte Aussitzen so weit nach hinten raus zu schieben, bis die Kernmuskulatur sich genügend entwickelt hat und die Wachstumsfugen geschlossen sind. Euer Pferd wird nichts verpassen, wenn es nicht vierjährig schon in Versammlung geht, so nach dem Motto, was Hänschen nicht lernt…..
Die lernen das schon, aber je länger sie vernünftig auftrainiert sind, desto leichter wird es ihnen fallen und desto schonender und nachhaltiger wird die Ausbildung vonstatten gehen.
Was jetzt wieder nicht heißen soll, dass wir einem untrainierten 6-jährigen einfach ins Kreuz sitzen sollen, es muss immer der Aufbau der Kernmuskulatur im Vordergrund stehen, bevor wir ein Pferd belasten können. Das hat nichts mit dem Alter zu tun, sondern mit dem Trainingsstand.
Wenn ihr also bei einem 4/5 jährigem die Kernmuskulatur ordentlich trainiert habt ( nein, das geht nicht in zwei Wochen), dann wird es später kein Problem sein, den dann 6jährigen weiter zu fördern.
Wenn ihr einen wenig gerittenen 6jährigen habt, sind zwar die Wachstumsfugen schon geschlossen, aber die Kernmuskulatur muss trotzdem aufgebaut werden. Es macht also Sinn, diese Arbeit 4 und 5 jährig ordentlich zu machen, denn solange braucht das, damit es dann 6jährig weitergeht.
Heißt aber wieder. Auch ein augenscheinlich sehr gut trainierter 4/5 jähriger hat eben immer noch keine geschlossenen Wachstumsfugen, das heißt: Gebt den Tieren einfach Zeit, ihr werdet es hintenraus merken.
Sorry, manchmal muss ich einfach etwas ausschweifen, aber jetzt geht es mit der Wirbelsäule weiter.
Als letzten Abschnitt der Wirbelsäule geht das Kreuzbein in die Schweifwirbel über.
Die Schweifwirbelkörper sind anders konzipiert als die Wirbel, die es im vorderen Bereich gibt.
Denn hier läuft kein Rückenmark mehr durch, das heißt sie sind innen nicht hohl.
Sie haben auch keine Tragefunktion mehr, das heißt, es sind keine Organe daran aufgehängt.
Die Schweifwirbel sind in sich feste Körper, die nach hinten hin immer kleiner werden, bis sie am Ende der Schweifrübe nicht mehr zu fühlen sind.
Jetzt ist es aber nicht so, dass der Schweif nicht von Nerven versorgt werden.
Die aus dem Kreuzbein austretenden Nerven ziehen auch nach hinten in den Schweif.
Für den Reiter, der seinem Pferd etwas Gutes tun möchte ist es auch wichtig die Schweifwirbelsäule zu beachten.
Ein dauerhaft eingeklemmter Schweif, ein Schweif, der beim Reiten ständig schlägt, oder auch ein schief getragener Schweif sind wichtige Indikatoren für das Wohlbefinden des Pferdes und auch, wenn es oft unlösbar scheint ( der macht das schon immer so), solltet ihr immer versuchen die Schweifhaltung des Pferdes zu verbessern.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ein dauerhaft verklemmter Schweif auch Auswirkungen auf die restliche Wirbelsäule hat und sicherlich nicht angenehm sein kann.
Für euch heißt das erstmal. Schaut euch den Schweif im Stehen an, schaut, wie er sich in der Bewegung verändert.
Achtet darauf, was das Pferd beim freilaufen, beim longieren, beim Reiten mit dem Schweif macht und ob sich die Haltung situationsabhängig verändert.
Wenn ihr solche Beobachtungen eurem Therapeuten mitteilen könnt, der das Pferd ja oft nur in einer Momentaufnahme und an der Hand sieht, kann dieser dann schon wieder Rückschlüsse für seine Behandlung ziehen.
In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß beim Reiten, Trainieren und Beobachten
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Anzahl Schweifwirbel: Sind es 15-21 Wirbel (wie meistens genannt) oder nur 5-8 wie in anderen Quellen zu lesen? 5-8 scheinen mir eher korrekt zu sein.
Also ich kenne keine Quelle mit 5-8 Schweifwirbeln
Hallo Silke,
ich möchte deinen Beitrag bezüglich junge Pferde möglichst leicht traben ein bischen spezifizieren:
denn das Leichttraben wurde in der Militärreiterei entwickelt, bei der die Soldaten oft nicht die notwendige Zeit bekamen den korrekten ausbalancierten Sitz auf dem Pferderücken zu erlernen. Denn dieser ist ausschlaggebend um ein Pferd rückenschonend reiten zu können.
Das korrekte und mitschwingende Aussitzen (sich tragen und bewegen lassen) belastet den jungen Pferderücken weitaus weniger, als ein unausbalancierter Reiter beim Leichtraben, der sein Ungleichgewicht durch klemmende Knie kompensiert.
In meinen Augen ist der gut ausbalancierte Sitz (egal ob im Leichttrab oder beim ausgesessenen Trab) sehr viel entscheidender!!
Meine Empfehlung für das Training noch junger bzw. wenig gerittener Pferde ist daher der ausbalancierte Sitz d. h. ein möglichst immer im Schwerpunkt sitzender, nicht störender Reiter.
Leider wird viel zu wenig ‘gutes Sitzen’ gelehrt!
Viele Rittigkeitsprobleme und auch vermeintliche Sattelprobleme haben ihren Ursprung in einem unausbancierten und oft klemmenden Reitersitz (z. B. der oft zu sehende Liegeschiebesitz bei Dressurreitern oder der Leichttrabgalopp bei Springreitern), dieser kann natürlich auch durch anatomisch unpassende Sitzformen/Pauschen des Sattels mitverursacht sein.
Da muss ich dir natürlich völlig Recht geben. Nur hätte die Ausführung zum Reitersitz den Beitrag gesprengt. Aber ich kann gern mal einen eigenen Beitrag zum ausbalancierten Sitzen machen.