Stangenarbeit für Pferde
Auf Instagram hatte ich euch gefragt, ob ihr Interesse an einfachen Übungen zur Stangenarbeit habt, die schnell aufgebaut sind und trotzdem viele Trainingsmöglichkeiten hergeben.
Ich bin da einfach mal von mir ausgegangen. Man denkt immer wieder, man sollte mehr Abwechslung in den Alltag bringen. Oft scheitert es aber an der Umsetzung.
Man weiß in einem größeren Stall nie, wie lange man die Halle für sich hat, und dann lohnt es sich oft nicht, sich etwas größeres aufzubauen.
Aber ihr könnt auch mit wenigen Stangen, die schnell hin und auch wieder weggeräumt sind, flexibel arbeiten. Das zeige ich euch heute mal.
Vorweg zeige ich euch die Art, die ich zum “Aufbau” gewählt habe, danach folgen die Ideen, die man daraus reiten kann und der Nutzen für das Pferd dabei.
Ich habe zwar eine ungefähre Abstandsangabe für die beiden Stangen angegeben, die soll aber nur ein ca. Richtwert sein. Wenn ich gymnastizierende Stangenarbeit mit einem Pferd mache, dann schaue ich, dass der Abstand zum Pferd passt und ich es nicht unnötig schwer mache. Darunter leidet dann nämlich die Rittigkeit. Wenn ihr also ein Pony mit kleinen Galoppsprüngen habt, dann passt ihr das Maß entsprechend an, so dass ihr mit einem normalen Galoppsprung easy über die beiden Stangen galoppieren könnt, ohne etwas verändern zu müssen. Varieeren kann man dann immer noch. Dasselbe gilt natürlich, wenn ihr ein sehr großes Pferd mit großem Galoppsprung habt. Erstmal machen wir es einfach. Schwerer machen kann man es je nach Reiter und Pferd immer noch.
Die mittlere Stange liegt auf der Mittellinie bei X.
Hier müsst ihr keinen Abstand beachten, die liegt einfach da.
So sieht das Ganze dann erstmal aus.
1 Halle, 3 Stangen – fertig
So, der Aufbau ist gemacht.
Jetzt geht es ans Warmreiten.
Schon in der Schrittphase könnt ihr mit den Stangen arbeiten. Denn man kann ja nicht nur drüber reiten, sondern sie auch als optische Hilfe nutzen, um bestimmte Wege zu reiten, sich von den Stangen leiten zu lassen und dem Pferd eine Hilfe zu bieten, denn um Stangen herum biegen sich manche Pferde einfach besser.
Für unerfahrene Pferde ist es auch eine schöne Sache schon mal um die Stangen herum geritten zu sein, bevor man drüber möchte.
Eurer Phantasie in der Schrittarbeit sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Große Volten, Schlangenlinienen, Achter usw. könnt ihr schon im Schritt und dann auch im Trab mit einbauen.
Ich habe euch das einfach mal kurz skizziert. Die Möglichkeiten sind natürlich unendlich, aber ein bisschen Phantasie habt ihr ja selbst.
Das sind natürlich alles nur Anregungen, ihr schaut natürlich, dass ihr auf beiden Händen arbeitet und das Pensum der Kondition eures Pferdes anpasst.
Die Gangarten könnt ihr variieren. Erfahrenere Pferde können diese Linien natürlich auch im Galopp gehen, wahlweise mit fliegenden Wechseln zum Handwechsel oder Übergänge über Schritt oder Trab.
Nun sollte euer Pferd soweit warm sein, dass ihr die Stangen mit dazu nehmen könnt.
Auch hier habt ihr zahlreiche Möglichkeiten.
Durch diese Art des Aufbaus könnt ihr alle Stangen in allen Gangarten nutzen.
Ich gebe euch nochmal ein paar skizzierte Anregeungen, wie man mit den Stangen arbeiten kann.
Hier nehmt ihr einfach die gerade Linie.
Achtet darauf, dass ihr sie aber wirklich auch gerade reitet. Also keine Schlingerlinie und wir kommen schon irgendwo an, sondern vorher eine ordentliche Ecke ( Viertelvolte) reiten, dann geraderichten, auf gerader Linie drüber – in ruhigem Tempo natürlich- dann wieder geradeaus und in die nächste Viertelvolte zur kurzen Seite.
Logisch?
Das ist hier nicht, ich komme irgendwie über zwei Stangen, sondern, ich komme korrekt im Takt, mit einem losgelassenen Pferd, mit einer ordenlichen Anlehnung drüber. Ich als Reiter bestimme das Tempo, die Gangart und den Weg.
Das klappt nicht? Eure Pferd ist übermotiviert? Kein Problem. Das können wir korrigieren.
Das Erste, was für euch als Reiter wichtig ist
Ihr müsst führen und nicht das Pferd einfach laufen lassen.
Das hier fördert die Konzentration und die Koordination.
Ihr schaut, dass ihr das Pferd ordentlich eingerahmt habt, zwischen euren Hilfen.
Das heißt, sobald ihr aus der Viertelvolte kommt, richtet ihr das Pferd gerade. Ihr stellt euch vor eure Zügel wären Schienen. Zwischen die Schienen treibt ihr mit beiden Schenkeln den Pferdekörper. Damit richtet ihr es gerade. Die meisten Pferde werden etwas zur Bande ziehen. In dem Fall seid ihr flexibel. Aber nicht am inneren Zügel, sondern am äusseren Schenkel. Der kommt hier dann eben kurz mal mehr durch.
Das macht ihr so lange, bis ihr in allen drei Gangarten im Takt, ordentlich da drüberkommt.
Klappt immer noch nicht? Euer Pferd rennt euch weg?
Ok, nächste Übung.
Übergänge.
Ihr reitet die Stangen im Schritt, und haltet immer wieder an. Vor der ersten Stange, nach der ersten Stange, vor der zweiten Stange usw.
Wenn ihr das ein paarmal gemacht habt, wird euer Pferd euch zuhören und schon von selbst abwarten.
Dann geht es weiter.
Dasselbe im Trab. Wahlweise mit Übergängen Trab-Schritt oder Trab- Halten.
Nicht zuviel, sonst macht ihr das Pferd wuschig. Immer nur soviel wie nötig, sowenig wie möglich.
Seid flexibel. Probiert aus, wie es am Besten geht.
Und weiter geht das Ganze im Galopp. Optimalerweise mit 4 normalen Galoppsprüngen easy durchgaloppieren. Das Stangenmaß ( ca. 17m) passt ihr so an, dass es für euer Pferd gut passt.
Auch hier sind eurer Phantasie keine Grenzen gesetzt. Die Linien, die wir am Anfang geritten sind, können wir natürlich wieder mit einbauen.
Ihr reitet jetzt also nicht 20 mal rechts und 20 mal links geradeaus über die Stangen, sondern ihr kombiniert das.
Mit Volten, mit Übergängen, mit Schlangenlinien, mit Schenkelweichen und natürlich mit Schrittpausen usw.
Wenn ihr die beiden Stangen völlig lässig in allen drei Grundgarten überwinden könnt, beginnt ihr die Galoppsprünge zu variieren.
Probiert das Ganze mal mit 3, 4 oder 5 Galoppsprüngen aus. Überlegt euch vorher, was ihr wollt.
Für 5 Galoppsprünge leitet ihr das Ganze evtl mit einer Volte ein . In dieser Volte verkürzt ihr den Galopp und reitet im verkürzten Galopp über die beiden Stangen. Danach gleich wieder eine Volte, und Mitte der Kurzen Seiten einen Schrittübergang. – Nur als Beispiel
Wichtig dabei: Ihr verkürzt den Galopp am Sitz, nicht am Zügel. Ihr sitzt einfach stiller. Etwas weniger Schub in der Hüfte, etwas mehr Körperspannung und dadurch den Galoppsprung klein machen, wie in der Dressurarbeit auch.
Die Anlehnung bleibt dabei weich.
Das sieht dann so aus.
Hat gut geklappt?
Dann beim nächsten Mal wieder 4 Galoppsprünge.
Die 3 Galoppsprünge reitet ihr nur, wenn 4 und 5 sicher abrufbar sind, da das Ganze sonst sehr wild wird und das wollen wir ja nicht.
Die 3 Galoppsprünge bereitet ihr optimalerweise vor, indem ihr vorher schon immer wieder die Galoppsprünge verlängert und wieder verkürzt habt. Hier kommt dann auch die Stange bei x ins Spiel, die ihr natürlich vorher schon immer wieder als Einzelstange geritten seid.
Wenn das gut klappt, geht es weiter
Ich habe euch mal eine kleine Aufgabe zusammengestellt.
Aber ihr seht schon, was ich vermitteln wollte.
Mit diesen drei Stangen könnt ihr so viele Aufgaben erarbeiten, dass ihr nicht nur eine Reiteinheit sinnvoll füllen könnt.
Ganz nebenbei führt das Reiten in allen drei Gangarten über und um die Stangen ( vorausgesetzt ihr arbeitet nach der Skala der Ausbildung, nämlich unter Beachtung von Takt, Losgelassenheit und Anlehnung) dazu, dass euer Pferd viele Muskelpartien trainiert hat, vorwiegend natürlich die Bauch,- und Rückenmuskulatur, die Hinterhandmuskulatur und auch den Schulter und Halsbereich.
Wahrschienlich habt ihr auch noch ein paar Seitengänge mit eingebaut, dann sind auch die Adduktoren und Abduktoren trainiert.
Und nebenbei habt ihr an der Propriozeption ( Wahrnehmung des Körpers) und der Konzentration gearbeitet.
Das ist doch kein schlechtes Ergebnis für eine Reiteinheit, oder ?