Momentan befinden wir uns ja schon mitten in der Fellwechsel,- und Wetterkapriolenzeit.
Diese ständigen Temperaturwechsel und Wetterumschwünge können vielen Pferden im wahrsten Sinne des Wortes auf die Lymphe schlagen.
Gerade etwas weicher veranlagte Pferde neigen bei wechselnden Temperaturen gerne mal zu
-angelaufenen Beinen,
-Ödemen, die nicht aus einer Verletzung heraus entstehen
oder einfach zu
-Unwohlsein durch ein gestörtes Allgemeinbefinden.
Die Lymphflüssigkeit hat nämlich vor allem auch die Aufgabe, den Körper zu reinigen, das heißt nicht benötigte Stoffwechselprodukte, sogenannte Abfallstoffe zu entsorgen, die sich bestenfalls nicht in den Gliedmaßen ansammeln, sondern ordnungsgemäß abtransportiert werden.
Häufig sieht man die Pferde, die mit etwas schwammigen Hinterbeinen aus der Box kommen, vor allem, wenn sie wenig Bewegung hatten.
Meist sehen die Beine schon nach ein bisschen Bewegung viel besser aus.
Bewegung bringt den Kreislauf in Schwung, steigert die Durchblutung und die Stoffwechselaktivität und ist deshalb die beste Maßnahmen gegen “dicke Beine”
Es gibt aber noch etwas, was man tun kann, um sein lymphempfindliches Pferd zu unterstützen.
Während eine Lymphdrainage nur ausgebildeten Therapeuten vorbehalten ist und auch ein sehr genaues Hintergrundwissen erfordert, so kann aber trotzdem jeder Pferdebesitzer seine Putzgewohnheiten umstellen und zum Lymphdrainageputzen übergehen.
Ich erkläre euch mal in einfachen Worten und Bildern, wie ihr das am geschicktesten anfangt.
Vorher müsst ihr ein paar grundlegende Sachen wissen.
Das Lymphsystem ist über ganze Pferd hinweg verteilt angelegt. Es verläuft parallel zum Blutkreislauf, also den Venen.
Es gibt über das Pferd verteilt viele Lymphknoten, die ihr aber fürs Lymphputzen nicht alle kennen müsst.
Wichtig ist aber, dass ihr wisst, dass es zwei Venenwinkel gibt und denen sich praktisch die zusammenlaufenden Gefäße treffen.
Der eine Venenwinkel sitzt am Vorderbein, besser gesagt am Buggelenk unter dem Schulterblatt.
Ein zweiter wichtiger Zusammenlauf sitzt an der Hinterhand auf Höhe des Hüfthöckers.
Und diese beiden Areale sind jetzt wichtig, wenn ihr beim Putzen die Lymphaktivität anregen wollt.
Wie ihr schon auf dem Übersichtsbild erkennen könnt, wird im Lymphputzen immer zu den Venenwinkeln hingearbeitet. Es geht also nicht mehr nur noch darum, so wie es die meisten unsprünglich gelernt haben, mit dem Strich zu putzen, sondern eben dem Lymphsystem folgend den Weg zu den Venenwinkeln hin zu bearbeiten.
In der Regel beginnt man ja am Hals und auf der linken Pferdeseite.
Wie man auf dem Bild gut erkennen kann, arbeitet man sich mit dem (Gummi) striegel oder Putzhandschuh in spiralförmigen Bewegungen zum Buglymphknoten hin.
Kommt man dann in den Bereich der Hinterhand macht man dasselbe mit dem Kniefaltenlymphknoten der etwas unterhalb des Hüfthöckers liegt. An den roten Kringeln sieht man gut, dass dies auch spiralförmig zum Lymphknoten hin erfolgt.
Die blauen Sprialen werden dann auf der Oberline von der Kruppe zum Schweifansatz hin und von unten über die Sitzbeinmuskeln ebenfalls zum Scheifansatz hin geputzt.
Die gesamte Oberlinie des Pferdes wird, so wie wir es auch kennen, in kreisförmigen Bewegungen von vorne nach hinten geputzt.
Das Ganze machen wir auf der rechten Seite dann auch.
Zusammenfassend nochmal:
Im Vergleich zum herkömmlichen Putzen arbeiten wir uns nicht systematisch von vorne nach hinten, sondern immer zu den Lymphknoten hin.
Als nächster Putzschritt kommt die Kardätsche zum Einsatz.
Normalerweise würden wir jetzt auch immer schön mit dem Strich putzen.
Aber um die Lymphe mehr zu aktivieren arbeiten wir etwas anders als gewohnt.
Am Kopf verändert sich zunächst nicht viel.
Hier arbeiten wir, wie auf dem Bild in Pfeilrichtung vom Nasenrücken / Stirn zur Backe / Unterkiefer hin.
Am Pferdekörper beginnt wieder das Umdenken.
Wir bürsten nicht nur mit dem Strich, sondern abwechselnd erst gegen den Strich, dann mit dem Strich. Dadurch wird der Stoffwechsel nochmal extra angeregt.
Auch hier denken wir wieder daran, wo die Lymphknoten liegen und “schieben” die Abfallstoffe bildlich gesehen dahin, damit sie von dort aus abtransportiert werden können.
Am Ende sind noch die Beine dran. Auch hier wissen wir jetzt, das die Lymphe von unten nach oben fließt, bzw. sich die Lymphklappen nach oben hin öffnen um die Lymphe und damit die Abfallstoffe zum Lymphknoten hin zu transportieren und von dort aus zu entsorgen.
Da wir die Beine nicht mit dem Striegel putzen, fallen hier die spiralförmigen Bewegungen weg und wir bürsten von unten nach oben gegen den Strich. ihr müsst dabei keinen großen Druck aufwenden, das ist nicht notwendig. Die Lymphklappen sind ja ganz feine Teilchen relativ dicht unter der Haut und wenn ihr mit ganz normalen Druck mit einer mittelharten Kardätsche von unten nach oben streicht, reicht das aus, um diese zur Arbeit zu aktivieren. Mit viel Druck würdet ihr gar nichts erreichen.
Also heißt es:
Mit Gefühl ran an die Beine und von unten nach oben arbeiten. Als letzten Schliff könnt ihr das Fell dann nochmal glattstreichen, die Lymphe ist ja jetzt schon angeregt.
Ja, das wars auch schon.
Ich hoffe, ich konnte euch eine einfache Möglichkeit mitgeben, eurem Pferd etwas Gutes zu tun bei der ihr nichts falsch machen könnt, wenn ihr mit Gefühl rangeht. Aber das setze ich ja voraus.
Weitere Möglichkeiten, die Lymphtätigkeit anzuregen sind natürlich die Anregung mit einem Wasserstrahl, Bewegung, Lymphtaping, Kompressionsstrümpfe ( die evtl. vom Tierarzt verordnet werden) oder eben dann die professionelle Lymphdrainage.
11 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Vielen Dank für die tolle Putzanregung! Werde ich gleich mal ausprobieren. Mein Pferd hat seit dem krassen Temperaturwechsel angelaufene Fesseln.
ich hoffe, es hat euch geholfen
Hallo, als Humanphysio und Tierphysiokollegin bedanke ich mich für diese tollen Artikel! Sehr gut beschrieben! Es wäre toll, wenn ich ihn meinen Kunden weiter empfehlen dürfte ☺️. Ganz lieben Dank für deine Mühe!
Vielen Dank für die tolle Beschreibung. Pferdefreundlichkeit und Gesundheit können so einfach sein, wenn man sich nur ein bisschen damit beschäftigt. Man braucht keine teuren Kurse oder enorm viel Zeit, um immer mehr ProPferd arbeiten zu können. Alleine eine regelmäßige Lymph- und Faszienarbeit kann bereits deutlich dazu beitragen, das Pferd glücklicher/gesünder zu machen. Zusätzlich wenig und dafür korrektes Reiten und sonst viel geradeaus spazieren/joggen und sinnvolle Bodearbeit ergänzen die Zufriedenheit enorm. Danke für diesen Post!
Vielen Dank für den netten Kommentar. und ja, es ist gar nicht so schwer, dem Pferd was Gutes zu tun
Ganz herzliche Grüße Silke
Vielen herzlichen Dank. Genau das habe ich gesucht. Tip top erklärt. Bin begeistert. Meiner hat immer geschwollene Ohrspeicheldrüsen und Gallen obwohl noch nicht geritten.
Dann hoffe ich, dass du ihn jetzt gut unterstützen kannst
LG Silke
Toller Artikel und gut erklärt! Vielen Dank! Ich würde gerne noch wissen wie es bei geschwollener Schlauchtasche aussieht – putze/drainiere ich dann in den hinteren Venenwinkel? Da sind aber doch Wasserscheiden. Magst Du dazu noch was sagen? Unser Pferd steht gerade 4 Wochen in der Box mit Sehnenabriss des tibialis tertius und muss noch 8 Wochen stehen. Aufgrund der Inaktivität u d der Wärme ist der Schlauchsack an der tiefsten Stelle Pfirsich groß.
Das Lymphbuch habe ich bestellt – warte aber noch darauf… ich selber bin Human-Physio mit MLD Fobi, so dass ich mir das drainieren an sich zutraue / aber die Anatomie des Pferdes mir noch genau ansehen darf.
Hast Du da einen Tip? Ich komme aus Dortmund.
Liebe Grüße,
Martina
Hallo,
auch ich wurde vom Tierarzt darauf aufmerksam gemacht, mir etwas zum Lymphdrainageputzen im Netz zu suchen und bin auf Ihre Erklärung gestoßen, die ich sehr gut finde. Unser alter Wallach hat Arthrose und durch die Entlasung des “kaputten” Beines das andere gerade jetzt, wo er bei dem miesen Wetter viel im Unterstand steht, immer dicke Beine. Außerdem ist die Schlauchtasche immer sehr geschwollen und der Tierarzt meinte, das wäre auch nur ein Lymphproblem. Wie ich Beine und alles andere bearbeite weiss ich ja jetzt, aber was mache ich mit der Schlauchtasche? Vielen Dank für eine Antwort.
Liebe Grüße
Solveig
Toller Bericht, vielen Dank. Mein Wallach scheint jetzt schon wieder auf Insekten zu reagieren und die ersten “Quaddeln” sind zu sehen. Diese Massage wird ihm sicher gut tun.
Hallo Silke,
vielen Dank für den informativen Beitrag über Lymphputzen bei Pferden. Gerade in der aktuellen Jahreszeit mit ständigen Temperaturwechseln und Wetterumschwüngen ist es sehr hilfreich zu wissen, wie man sein Pferd bei “dicken Beinen” und Ödemen unterstützen kann.
Deine Erklärung der Lymphknoten und Venenwinkel sowie die Anleitung zum
Lymphputzen sind einfach und verständlich beschrieben. Ich werde es
auf jeden Fall ausprobieren und meinem Pferd somit etwas Gutes tun.
Viele Grüße
[Dein Name]
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